Arbeitgeber Köln, DGB Köln-Bonn, Industrie- und Handelskammer zu Köln und Handwerkskammer zu Köln, zeigen sich irritiert über Äußerungen aus dem Ratsbündnis von CDU, Grünen und Volt im Vorfeld der am Donnerstag stattfindenden Ratssitzung. „Der Wunsch nach mehr mediterranem Lebensgefühl eignet sich nicht als Leitbild der Verkehrspolitik. Man irrt, wenn man glaubt, allein die Verknappung von Verkehrsraum führe zu weniger Verkehr.“, kommentiert Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, das Vorhaben, das Auto zugunsten des Radverkehrs und des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) aus der Innenstadt zu verdrängen. Notwendig sei neben der Möglichkeit für die lokalen Betriebe überall ungehindert anfahren zu können, vielmehr die intelligente Steuerung von Verkehrsströmen mit den Mitteln der Digitalisierung, so Duin.
Bedingt durch die Corona-Pandemie ist der Bedarf an motorisiertem Individualverkehr deutlich angestiegen. „Mehr Menschen fühlen sich auf dem Weg zur Arbeit in ihrem eigenen Fahrzeug sicherer als im Öffentlichen Personennahverkehr. Darüber hinaus ist das ÖPNV-Netz heute schon überlastet und unterstützt durch lange Taktzeiten nicht die Anforderung der individuellen Mobilität“, so Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Arbeitgeber Köln. So sei es fatal, sich auf bestehende Mobilitätsarten zu beschränken. Ziel sollte es sein, Menschen durch intelligente Mobilitätskonzepte schnell und bezahlbar an ihren Arbeitsplatz zu transportieren. Positive Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur erreiche man in Ergänzung zum ÖPNV beispielsweise durch intelligente, autonome und multimodale Mobilitätsträger wie Fleet Services.
„CO2-Emissionen werden in der Stadt nicht verringert, wenn Verbrennerautos langsamer mehr Umwege fahren. Köln hängt bei E-Mobilität und Ladestruktur anderen Großstädten deutlich hinterher. Wir brauchen,“ ergänzt DGB Köln-Vorsitzender Dr. Witich Roßmann, „getrennte Mobilitätsräume, die allen Verkehrsmitteln (Rad, Auto, ÖPNV) schnelle, sichere, emissionsfreie und bezahlbare Mobilität sichern.“
Das Bündnis fordert einen ganzheitlichen Blick auf das Thema Mobilität. „Wichtig ist zunächst, dass man sich darüber klar wird, welche Vision man für eine Stadt der Zukunft hat. Darauf abgestimmt kann dann ein Mobilitätskonzept entstehen. Gerade die Innenstädte sind auch durch Corona stark im Wandel. Hier stehen wir vor einer gemeinsamen, großen Aufgabe. Zu klären ist unter anderem: Welche Funktionen werden zukünftig wichtig sein? Wie kann eine Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger attraktiver werden, aber auch ihre Funktionen in der Region und darüber hinaus als europäische Metropole erfüllen? Dies muss ganzheitlich betrachtet werden, nicht als Flickwerk einzelner kurzfristiger Maßnahmen.“, ergänzt Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK.
Das Bündnis fordert die Politik auf, die Wirtschaftspartner in den Dialog für ein neues Grundnetz einzubinden und gemeinsam ergebnisoffen an Lösungen für die Zukunft zu arbeiten.